Home Server mit HP t5740 Thin Client
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Hier lernt ihr, wie man einen gebrauchten Thin Client zu einem Heimserver umfunktionieren kann. In dieser Anleitung verwenden wir den HP t5740e, der auf Ebay gebraucht für unter 20€ zu haben ist. Mit anderen Thin Clients sollte es jedoch ähnlich funktionieren.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Thin Client?
Der t5740e ist ein kleiner lüfterloser Computer der meistens als sogenannter Thin Client eingesetzt wird. Bei Thin Clients läuft die gesamte Software auf einem Server im Rechenzentrum und der Thin Client stellt die Applikationen nur dar. Meistens wird das Remote Desktop Protocol (RDP) verwendet, um eine Windows-Oberfläche auf dem Thin Client darzustellen. Diese Maschinen sind weit verbreitet in Unternehmen, Behörden etc. Am Schreibtisch des Bearbeiters steht in diesem Falle nur der kleine und leise Thin Client, während die eigentliche Rechenarbeit zentral im Rechenzentrum geleistet wird.
Da große Firmen diese Thin Clients immer wieder in großen Chargen aussondern, sind sie relativ billig auf Ebay zu bekommen. Während sie neu einige hundert Euro kosten, lassen sie sich auf Ebay teilweise unter 20€ ergattern. Wir wollen dies nutzen, um uns einen billigen Media-Server aufzubauen.
Warum kein Raspberry?
Wenn es um die Einrichtung eines Heimservers ging, fiel meine Wahl bisher immer auf einen Raspberry Pi. Raspberries sind billig, klein, energiesparend und es gibt unzählige Anleitungen für alle möglichen Projekte. Allerdings kann man auch an die Grenzen des Raspberry Pi kommen. So kann man z.B. Festplatten nur über USB anschließen. Außerdem ist der Arbeitsspeicher mit 1GB (Raspberry 3) relativ begrenzt. Und dann ist da das grundlegende Problem mit dem Prozessor: weil der Raspberry einen ARM-Cortex-Prozessor besitzt, kann man auf ihm bestimmte Software nicht installieren. So hatte ich z.B. kürzlich das Problem, dass ich einen Drucker-Treiber nicht installieren konnte, weil der Hersteller diesen nur für i386 Prozessor-Architekturen anbietet. Ausserdem läuft Wine nicht auf ARM-Cortex-Prozessoren. Windows-Software unter Wine auf dem Raspberry zum laufen zu bringen ist daher nicht so einfach möglich.
Für mich war vor allem die RAM-Begrenzung und die Prozessor-Architektur ausschlaggebend um nach einem anderen energiesparenden und geräuschlosen Rechner für meinen Heimserver zu suchen. Es gibt da z.B. den Intel NUC oder Lattepanda. Die sind mir jedoch beide zu teuer. Zwar gibt es eine Menge andere Einplatinencomputer, z.B. PandaBoard, ODROID oder den Banana Pi, jedoch haben diese alle auch einen ARM-Cortex-Prozessor. Im Neuzustand war kein Gerät mit i368-Prozessor unter 30€ zu haben.
Fündig geworden bin ich auf dem Gebrauchtmarkt bei einer Geräteklasse, an die ich nicht direkt gedacht hatte. Ausserdem war nicht ganz klar, ob diese Geräte eine neue Lunix-Installtion zulassen. Anleitungen zu dem speziellen Gerät waren auch nicht zu finden. Es hieß also auf gut Glück bestellen und ausprobieren. Erfreulicherweise hat alles reibungslos und sehr zu meiner Zufriedenheit funktioniert!
Die Vorteile des t5740e
- Es lässt sich problemlos ein beliebiges Linux von USB-Stick installieren (keine fehlenden Treiber oder ähnliches).
- Mit bis zu 4GB Arbeitsspeicher liegt der t5740e weit über dem RAM eines Raspberries.
- Der Intel Atom N280 mit zwei Kernen und 1,66 Taktfrequenz bringt vergleichbare Leistungen wie der 4-Kern 1,2Ghz Prozessor im Raspberry 3. Beim Internet-Surfen mit Firefox fand ich den t5740 sogar schneller.
- Die Prozessor-Architektur ist i386 und damit geeignet für die Installation von Programmen, wie sie auf üblichen Laptops laufen.
- Es gibt 8 USB-Anschlüsse, zwei davon sogar verschlossen im Gehäuse.
- Es kann eine Festplatte über SATA angeschlossen werden.
- Das Gehäuse kann modular erweitert werden. Im Anbauteil ist genügend Platz für eine Festplatte und mehr (z.B. USB-Geräte, die über die versteckten USB-Anschlüsse verkabelt sind).
- Der t5740e ist gebraucht für unter 20€ zu haben. Nimmt man mehrere kann man sie manchmal schon für 10€ kriegen.
Installation
Im ersten Test habe ich Lubunt 16.04.1 in der alternate- und i368-Variante installiert. Die alternate-Variante ist spezialisiert für alte Hardware mit wenig RAM. Die Installation von USB-Stick konnte ich problemlos durchklicken. Der Flash-Speicher war zu klein und ich hatte kein SATA-Kabel zur Hand. Daher habe ich das Betriebssystem vorerst auf einem USB-Stick installiert. Die Installation dauerte ewig, das System bootet jedoch jetzt relativ schnell. Ob die Installation (und das Booten und Laden von Programmen) auf einer Festplatte schneller geht, bleibt noch zu testen. Dies sollte eigentlich zu erwarten sein. Um den USB-Stick zu schonen habe ich den integrierten Flash-Speicher des t5740e als SWAP deklariert.
erste Erfahrungen
Das Betriebssystem läuft vergleichbar wie auf einem Raspberry Pi. Man muss halt manchmal warten, bis etwas zuende gerechnet hat. Im Gegensatz zum Raspberry Pi konnte ich mir sogar Youtube-Videos anschauen. Der Prozessor geht natürlich phasenweise ans Maximum, fährt jedoch auch immer wieder auf 10 bis 20% runter, wenn man gerade nichts kompliziertes macht. Mein 1GB Arbeitsspeicher wurde beim Web-Surfen nicht nennenswert ausgelastet.
Benchmarks
Unter Systemwerkzeuge > System Profiler and Benchmark lassen sich ein paar Benchmarks durchführen:
CPU Blowfish | 19.76s |
CPU CryptoHash | 64.09MiB/s |
CPU Fibonaci | 9.48s |
CPU N-Queens | 16.51s |
FPU FFT | 17.15s |
FPU Raytracing | 41.63s |
Weitere Tests werden folgen.
Handbücher
- Troubleshooting Guide mit Anleitung zum Auseinandernehmen und Ein- und Ausbau von Hardware
Hardware-Erweiterungen
RAM
Es gibt spezielle RAM-Bausteine für den t5740e. Diese kosten jedoch meist mehr als das ganze Gerät gebraucht. Es lohnt sich also direkt einen gebrauchten mit maximalem RAM-Ausbau zu kaufen. Allerdings funktionieren standard DDR3 SODIMM RAM-Bausteine genauso gut. Da RAM in der Taktfrequenz abwärtskompatibel ist, kann man einen beliebigen DDR3-RAM mit Frequenz >667MHz nehmen, z.B. aus einem alten Laptop. Nach Herstellerangaben ist die Maximale Ausbaustufe 4GB (2x 2GB).
Flash-Speicher
Der Flash-Speicher ist bei manchen Ausführungen mit 1GB sehr klein. Darauf lassen sich nur bestimmte Linux-Varianten installieren. Einen Flash-Umbau habe ich bisher noch nicht getestet. Die Bauart scheint mir auch recht exotisch, sodass man dort wahrscheinlich schlecht Ersatz bekommt.. Auch hier lohnt es sich wieder eher, direkt einen mit maximalem Flash-Speicher von 4GB zu kaufen.